
»Tätowierte leiden an einer Insuffizienz persönlicher Art« –Hochstapler Gert Postel //Story
In meiner Funktion als freier Mitarbeiter des TätowierMagazins, schreibe ich Gert Postel um 15:27 Uhr eine Interview-Anfrage. Um 15:28 Uhr lehnt er diese argumentativ ab. Und zwar so:
Am Dienstag den 26. Januar um 15:27 Uhr schreibe ich Gert Postel eine Interview-Anfrage für das TätowierMagazin. Um 15:28 Uhr ruft mich der ehemalige Postbote Postel postwendend an. In zehn Jahren journalistischer Tätigkeit habe ich keine so schnelle Reaktion erwirken können. Überhaupt ist Schnellsein ein wichtiges Thema bei Postel. Er redet und handelt schnell – und präzise. Auf Ungenauigkeiten in der Fragestellung seines Gegenübers verweist und korrigiert er sofort. Das mag daran liegen, dass er sein ganzes Leben von Menschen und Situationen gefordert wurde. Doch ab sofort ist er der Herausforderer. Man wartet geradezu darauf von ihm zurechtgewiesen zu werden. Ein wacher Geist ist Vorraussetzung, begibt man sich in eine Unterhaltung/verbale Auseinandersetzung mit dem Mann, der Jahrelang Deutschlands Justiz und Psychiatrie wie kein anderer hinters Licht führte, indem er sich unter anderem als Arzt ausgab. In den folgenden 13 Minuten unseres Gesprächs erklärt er mir, weshalb er ein Interview für ein Tätowiermagazin ablehnt.

Hochstapler Gert Postel glaubt, Tätowierte durchschaut zu haben. Das bezweifeln wir.
Gert Postel, Jahrgang 1958, arbeitete Jahre lang als leitender Arzt, ohne je studiert zu haben. Dabei behandelte er Patienten (auch medikamentös) und senkte unter seiner Aufsicht die Einweisungsquote um 85 Prozent. Nachdem seine Hochstapelei zufällig aufflog, musste er eine mehrjährige Haftstrafe absitzen, aus der er wegen besonders guter Führung vorzeitig entlassen wurde.
Armin Nack, Vorsitzender Richter des 1. Strafsenats des Bundesgerichtshofs, sagte über Postel, er habe ihm bessere Gutachten geliefert als jeder studierte Psychiater. Zur Zeit tingelt Postel mit seiner Geschichte durch die Medienlandschaft, schreibt Bücher und hält Vorträge weltweit.
Heute ist Postel der Harausforderer
Postel ist gerade irgendwo in Montreal, hat seine Pfeife geraucht und die FAZ fertig gelesen, da erreicht ihn meine E-Mail. Er ruft mich sofort an, um nachzufragen um was es genau geht und was ich ihm zu bieten hätte. Ich erkläre, es geht um ein Interview mit dem TätowierMagazin und dass das Magazin als Plattform und die damit verbundene Werbung für viele Prominente bisher eine völlig ausreichende und faire Bezahlung war. Woraufhin Gert Postel mich auf die Sphären verweist in denen er schwebt: FAZ, Spiegel Online und so weiter. Das solle ich ihm aber nicht als Arroganz auslegen. Zudem gibt er mir den Rat künftig den Leuten, über die ich berichten möchte, auch etwas anzubieten. Ich dachte bislang wirklich, dass ich das getan hätte, aber die Referenz TätowierMagazin und die damit verbundene Reichweite seien in seinem Falle kein Anreiz für ihn Fragen zu beantworten. Meine Gesuch erscheint ihm parasitär.
Ich frage mich, wie es den Kollegen von »Rap Ist« (heute Heck Meck TV, Anm. d Verf.) gelang, Postel zu interviewen. Wahrscheinlich die Tatsache, dass »Rap-Ist«-Videos, in denen von Money Boy bis Gregor Gysi einige clevere Charaktere auf die Fragen von Journalistin Jule geantwortet haben, bis zu über 600.000 Klicks bei Youtube erreichten. Dass das TätowierMagazin mit 15.000 verkauften Ausgaben pro Monat und drei Lesern pro Heft, jährlich ebenfalls beachtliche Dimensionen seit bereits über 20 Jahren erreicht, kann und muss Gert Postel nicht wissen. Interessiert ihn aber auch nicht, als ich es erwähne. Außerdem will er sich auch nicht zu allem eine Meinung bilden, sagt er. Und was er zum Thema Tätowierte zu sagen hätte, würde das Magazin sowieso nicht abdrucken.
Gert Postel verweist auf die Sphären in denen er schwebt
Während unseres Gesprächs habe ich den Eindruck, dass Postel durchaus gern mit mir über Tätowierte reden möchte, nur nicht offiziell. Immerhin geht er teilweise auf meine Fragen ein und erklärt mir, Tätowierte seien Selbstdarsteller mit einer Insuffizienz persönlicher Art. Über das Sichtätowierenlassen könne man sich nicht charakterlich weiterentwickeln, und zwar genauso wenig wie das Dschungel-Camp-Insassen könnten, die Maden fressen. Von der erdumspannenden jahrtausendealten Tattoo-Kultur mir ihren unzähligen Initiationsriten, Heilzwecken, Bibliotheken, herausragenden Persönlichkeiten, Werkzeugen und letztendlich unfassbar kunstvollen Tätowierungen weiß Postel ebenfalls (noch) nichts. Er würde sich jedenfalls niemals tätowieren lassen, sind seine abschließenden Worte.
Aber damit ich nicht ganz mit leeren Händen dastehe, schlägt er mir vor: »Schreiben sie doch eine Geschichte darüber, wie sie versucht haben mit Gert Postel ein Interview zu bekommen. Das würde mich interessieren.« Es klingt nach aufrichtigem Interesse und trotzdem frage ich mich, ob er sich nur über mich lustig macht. Doch offensichtlich glaube ich an die Aufrichtigkeit dieses Hochstaplers, sonst gäbe es diesen Text nicht.
Offensichtlich glaube ich an die Aufrichtigkeit dieses Hochstaplers
Postel behauptet bei seine öffentlichen Auftritten im TV, dass er sein Wissen selten durch Bücher und viel mehr durch Feldstudien erlernt habe und dass Akademiker nichts als Hochstapler seien unter denen er der größte aller Hochstapler war. Interviews gibt er den von ihm scheinbar so verabscheuten Akademikern von FAZ, Spiegel Online, Böhmermann sowie den Abiturientinnen von »Rap-Ist« allerdings gerne.
Am Ende unseres Telefonats versichere ich ihm, dass ich nicht enttäuscht über seine Absage bin und dass wir nicht jeden für uns begeistern können. Das ist ganz normal. Natürlich hatte ich gehofft, mit ihm über die Motive sich tätowieren zu lassen intensiver sprechen zu können, hat er doch eine ganz besondere Einsicht in die menschliche Psyche. Von seiner Ignoranz der Tattoo-Kultur gegenüber bleibe ich dennoch überrascht.
Gert Postel ist jemand, der sich zwar nicht über jedes Thema mit dir unterhält, aber immerhin ist er bereit einem genau und unverhohlen zu erklären, weshalb er das nicht möchte. Im Fall TätowierMagazin glaubt er, es würde ihn intellektuell nicht fordern und unser Status ist ihm zu gering. Aber das lege ich ihm mal nicht als Arroganz aus. Denn: »Jeder tut was er tut, weil er eben der ist der er ist«. Zitat Postel. Wer erteilt schon so ausführliche, unterhaltsame und informative Absagen? Ich bin froh, dass wir uns gesprochen haben.
twitter: @PostelGert
www.gert-postel.de
Fotos: Emil Schramm
12. August 2016
Der Postel ist so peinlich.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13520142.html
http://www.wernerschell.de/Aktuelles/FalscherPsychiatrieoberarzt.pdf
Oder mutig. Man weiß es nicht.
Ich finde Gert Postels Haltung hier ziemlich arrogant. Dennoch hat er ganz stolz diesen Artikel auf TWITTER verlinkt und all seine Follower gebeten, ihn zu retweeten. Einige ihm wohl besonders am Herzen liegende, wie z.B. meine glücklich verheiratete, kleine Schwester, schrieb sogar noch einmal persönlich per DM (Direct Message) mit der Bitte um einen Retweet an.
Und all das für einen Artikel, in welchem er eigentlich nicht so sympathisch rüberkommt.
Von wegen Montreal! Wer wie ich Postel ein wenig von Twitter her kennt, weiß, dass jener Mann heutzutage kein wirklich aufregendes Leben zu führen scheint: Er verbringt fast den ganzen Tag nur bei Twitter – und setzt ungefähr 10-30 Tweets pro Tag ab. E Dennoch scheint er sich auch dort als ETWAS BESSERES zu fühlen. So kommuniziert er bevorzugt mit Usern mit sehr vielen Followern oder richtigen Prominenten. Normalos möchte er nur als seine FANS sehen. Und Menschen wie mich, die aus gesundheitlichen Gründen fast genauso viel Zeit bei Twitter verbringen wie er selbst, scheint er vollkommen zu verachten. Die meisten meiner Versuche, mit ihm in einen Dialog zu treten, endeten früher oder später in einer BLOCKIERUNG. Dabei stehe ich ihm – im Gegensatz zu den meisten anderen Twitterusern – durchaus positiv, wenn auch nicht vollkommen unkritisch gegenüber . Aber er ist halt ein sehr schwieriger Mensch, der kaum Kritik verträgt und sich aber auch durch freundliche Replies sehr schnell „belästigt“ fühlt….
Insofern wundert mich seine Reaktion auf eure Interviewanfrage überhaupt nicht!
Und auch, dass er jenen Artikel danach derart auf Twitter angepriesen hat, passt genau in mein Gesamtbild von ihm….
Aber ich höre jetzt besser auf zu schreiben; denn sonst entblockt mich Gert Postel nie wieder.
UND DAS WÄRE DOCH IRGENDWIE SCHADE..
Hallo Eva, wir hoffen, dass ihr euer Verhältnis wieder zurechtrücken könnt. Alles Gute dafür.
Eva L.
at
Ich finde Gert Postels Haltung hier ziemlich arrogant. Dennoch hat er ganz stolz diesen Artikel auf TWITTER verlinkt und all seine Follower gebeten, ihn zu retweeten. Einige ihm wohl besonders am Herzen liegende schrieb sogar noch einmal persönlich per DM (Direct Message) mit der Bitte um einen Retweet an.
Und all das für einen Artikel, in welchem er eigentlich nicht so sympathisch rüberkommt.
Von wegen Montreal! Wer wie ich Postel ein wenig von Twitter her kennt, weiß, dass jener Mann heutzutage kein wirklich aufregendes Leben zu führen scheint: Er verbringt fast den ganzen Tag nur bei Twitter – und setzt ungefähr 10-30 Tweets pro Tag ab. E Dennoch scheint er sich auch dort als ETWAS BESSERES zu fühlen. So kommuniziert er bevorzugt mit Usern mit sehr vielen Followern oder richtigen Prominenten. Normalos möchte er nur als seine FANS sehen. Und Menschen wie mich, die aus gesundheitlichen Gründen fast genauso viel Zeit bei Twitter verbringen wie er selbst, scheint er vollkommen zu verachten. Die meisten meiner Versuche, mit ihm in einen Dialog zu treten, endeten früher oder später in einer BLOCKIERUNG. Dabei stehe ich ihm – im Gegensatz zu den meisten anderen Twitterusern – durchaus positiv, wenn auch nicht vollkommen unkritisch gegenüber . Aber er ist halt ein sehr schwieriger Mensch, der kaum Kritik verträgt und sich aber auch durch freundliche Replies sehr schnell „belästigt“ fühlt….
Insofern wundert mich seine Reaktion auf eure Interviewanfrage überhaupt nicht!
Und auch, dass er jenen Artikel danach derart auf Twitter angepriesen hat, passt genau in mein Gesamtbild von ihm….
Aber ich höre jetzt besser auf zu schreiben; denn sonst entblockt mich Gert Postel nie wieder.
UND DAS WÄRE DOCH IRGENDWIE SCHADE..
Leider bisher nicht.
Im Gegenteil:
Er twitterte heute so etwas wie, dass er Bucklige sich wünschen würde, die ganze Welt möge bucklig sein.
Ich befürchte fast, dies war eine Art Reaktion auf meinen Kommentar, in welchem ich mich ja u.a. darüber beklagte, dass er sich als ETWAS BESSERES fühlen würde als die anderen Twitter-Intensivnutzer (wie z.B. ich).
Außerdem würde ich von anderer Seite genötigt, meinen Ursprungstext leicht abzuändern.
Es ist schon klar was dieser Mensch getan hat? Er hat über Jahre hinweg Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden und ernsthaften Erkrankungen „behandelt“. Menschen die ihm als Arzt ihr volles Vertrauen entgegengebracht haben. Es ist interessant zu sehen wie enorm der Geltungsdrang und das Bedürfnis danach den Ansprücken der geliebten Mutter gerecht zu werden eines Menschen sein können. Sogar seine Geschichte und die Stafakte nutzt er dazu öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Denn auch wenn man negativ über ihn spricht, hauptsache man spricht über ihn (so wie ich jetzt). Sich in dieser Form zu einer interviewanfrage zu äußern zeigt Dominanz und Macht, die er zu gerne missbraucht. Ein Mensch solcher Taten verdient bestenfalls Ignoranz.
Manchmal erzählen Absagen genauso viel wie Interviews, zumindest, wenn Postel am Start ist 😉 Cooler Artikel
Gert Postel ist ein pseudo-intellektueller Kleingeist – genauso wie der geistig-unterbelichtete Haufen Fanboys, der ihm auf Schritt und Tritt folgt. Jeder halbwegs kompetente Psychologe erkennt sehr schnell, an welch brachialem Selbstwertproblem Herr Postel leidet. Die narzistische Persönlichkeitsstörung (welche übrigens genau daraus resultiert), die ihm einst diagnostiziert wurde, ist deshalb vollkommen berechtigt. Schlimm genug, dass eine aus dem Käfig freigelassene Horde Affen ständig versucht, diesen psychisch kranken Menschen zu interviewen und ihm somit eine Bühne bietet. Vielmehr sollte man diesem Menschen eine angemessene Psychotherapie spendieren, damit nicht noch mehr Unheil über die Menschheit verbreitet wird.
Beste Grüße,
Prof. Dr. Gerd von Schultershaus
„Prof. Dr. Gerd von Schultershaus“ – sind Sie mit Dr. Dr. Clemens Bartholdy aus Flensburg verwandt? Oder haben Sie nur so kleine Eier, dass Sie mit Ihren Titeln und Ihrem „von“ prahlen müssen? Falls Sie wirklich Psychologe, Psychiater oder sonst etwas psychologisierendes sein sollten: Man merkt Ihnen durchaus an, wie allergisch Psycho-Akademiker auf den vorgehaltenen Spiegel reagieren, in dem sie hässlich aussehen. Liebe Grüße, ein Postel-Fangirl…